„Probleme und Fragen müssen vor der Ernte vom Tisch“: Ministerin Otte-Kinast zu Gast beim Raiffeisen Landbund
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(Bad Eilsen) Es sind schwierige Zeiten für Landwirte, das weiß die Niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast nur zu gut.

Auf der Generalversammlung des Raiffeisen Landbundes machte sie die unterschiedlichen Problemlagen deutlich und suchte den direkten Austausch mit den anwesenden Landwirten. Dabei wird ersichtlich: Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, müsse nicht nur an vorhandenen Stellschrauben gedreht, sondern auch geplante Regelungen, zumindest zeitweise, aufgeschoben werden.

Vorstand Marco Gottschalk (li.) und Aufsichtsratsvorsitzender Wilhelm Wiebke (re.) danken der Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast für das offene Ohr und das transportieren der durch die Agrarpolitik verursachten Problemlagen.

Denn die vom Bund auferlegten Regelungen bezüglich Pflanzenschutzmitteln, Düngemengen, Flächenbewirtschaftung und Fruchtfolge stünden der Notwendigkeit, gerade in der aktuellen Zeit angesichts des Ukraine-Krieges, Preissteigerungen und dem steigenden Hunger auf der Welt, den maximalen Ertrag auf den Äckern zu erzielen, entgegen. „Die Ukraine fällt als Kornkammer aus“, so die nüchterne Feststellung. Doch Niedersachsen zumindest habe den fruchtbaren Boden, die Technik und das Know-how, um seinen Teil beizutragen. Die vom Bundesministerium auferlegten und geplanten Regelungen wirken hier aber für die Landwirtschaft wie ein Hemmschuh.

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So konnten auch die anwesenden Landwirte nur zu gut über eine Überreglementierung klagen. Landwirt Henrik Brunkhorst beispielsweise klagte über die dringliche Notwendigkeit bestimmter Pflanzenschutzmittel für den Zuckerrübenanbau, die jedoch nicht oder in nur zu geringen Mengen verfügbar seien. „Die Blattläuse waren da und wir mussten warten. Wir haben keine Chance, unsere Pflanzen richtig zu schützen und somit auch keine Planungssicherheit“, so der Landwirt. Die Industrie kann es nicht produzieren, die Händler nicht einkaufen. Alternativen gäbe es keine. Auch der Verzicht auf den Stoppelweizenanbau sei unverständlich: „Schlimm, dass Menschen hungern, schon vor dem Krieg. Wie können wir uns erlauben, weniger zu ernten, obwohl es nicht nachhaltig ist und wie können wir Stoppelweizen ausschließen und stattdessen Gerste anpflanzen, die einen viel niedrigeren ökologischen Wert hat?“, fragt Brunkhorst. Nur die Länder und der Bund können das Aussetzen der Fruchtfolgeregelung beschließen. „Das würde uns weiterhelfen“.

Wilhelm Wiebke dankt Barbara Otte-Kinast für ihre Ausführungen und das offene Ohr für die Sorgen der Landwirte.

Zumindest das Fruchtfolgeproblem stünde vor einer Lösung, versprach Otte-Kinast. Eine entsprechende Aussetzung werde vorbereitet. Die Zulassung bestimmter Pflanzenschutzmittel liege wiederum in den Händen Berlins: „Da ist zu wenig Drive drin – viele werden vom Markt genommen, aber keine Alternativen zugelassen. Dass, wir hier mehr brauchen, steht außer Frage“. Die Sorgen der Landwirte kann Otte-Kinast teilen, jedoch oft nur auf den Bund und den Bundesumweltminister Özdemir verweisen – sei es bei der Tierwohldiskussion, der Fruchtfolge oder den Zulassungsverfahren. „Niedersachsen muss Landwirtschafts-Bundesland Nummer eins bleiben, dafür brauche ich auch Sie, die Verbände, den Kontakt zu den Landwirten, um bis nach Berlin durchzudringen!“, so Otte-Kinast. Daher solle sich auch keiner scheuen, mit den Problematiken direkt auf sie zuzukommen. „Wenn etwas unter den Nägeln brennt, dann mich direkt anschreiben“.

(Text & Fotos: Nadine Hartmann)

Barbara Otte Kinast: „Niedersachsen muss Landwirtschafts-Bundesland Nummer Eins bleiben, dafür brauche ich auch Sie, die Verbände, den Kontakt zu den Landwirten, um bis nach Berlin durchzudringen!“

 

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