(Bückeburg) Diebstahl und Wohnungseinbrüche sind aktuell nicht mehr die favorisierten Delikte, mit denen sich Kriminelle noch groß aufhalten und die Bückeburgs Polizei maßgeblich beschäftigen.
Vielmehr verlagert sich die Kriminalität rund ums liebe Geld mehr und mehr ins Internet. Doch auch in der realen Welt werden die Betrüger immer kreativer, wissen Daniela Kempa, Leiterin des Bückeburger Kommissariats, sowie Pressesprecher Matthias Auer zu berichten.
In Summe ist die Gesamtzahl der Straftaten im dritten Jahr in Folge rückläufig, mit 2.293 Strafttaten in 2021 (2020: 2.486). Die Aufklärungsquote bleibt weiterhin stabil bei 66,25 Prozent. „Wir sind hier zufriedenstellend über dem Landesdurchschnitt“, konstatiert Kempa.
Bei den unterschiedlichen Deliktsbereichen ist eine Verschiebung der Verhältniszahlen zu beobachten: Diebstahlsdelikte machen davon rund 21 Prozent aus, die Vermögens- und Fälschungsdelikte, zu denen auch Internetstraftaten zählen, machen inzwischen rund 23 Prozent aus.
Gewalttaten
Bei 17 Prozent der Straftaten handelt es sich um Rohheitsdelikte oder Straftaten gegen die persönliche Freiheit. Bei letzteren, worin auch die Deliktgruppe „Häusliche Gewalt“ enthalten ist, wurden im Jahr 2021 387 Delikte aufgenommen (2020:347), die Aufklärungsquote liegt bei 94 Prozent. Herausragende Ermittlungsverfahren in diesem Bereich habe es im vergangenen Jahr keine gegeben, so Auer. Der Rückgang könne auch auf die Pandemie zurückgeführt werden, erläutert Kempa. Eine Zunahme der häuslichen Gewalt kann im Gebiet des Polizeikommissariats Bückeburg nicht bestätigt werden, fügt Auer hinzu. Dennoch sei auch hier mit einer weitaus größeren Dunkelziffer zu rechnen.
Einbrüche werden weniger
Auch im Bereich der Wohnungseinbrüche bewegen sich die Zahlen seit mehreren Jahren stetig nach unten, die Corona-Pandemie hat es den Einbrechern zusätzlich schwerer gemacht. 31 Fälle – 18 Versuche und 13 vollendete Einbrüche – hat es 2021 im Gebiet des Bückeburger Polizeikommissariats gegeben (2020:47). Der diesjährige Wert bezeichnet sogar den Zehn-Jahres-Tiefstwert, so die Polizei. Die Aufklärungsquote bleibt stabil bei rund 20 Prozent. „Weiter ist es auch wichtig, dass Bürger sich soweit ausrüsten, dass Einbrecher scheitern, beispielsweise mit technischen Haussicherungen, Sicherheitsfenstern und wachsamen Nachbarn“, erklärt Kempa.
Kreativer Fälscher: „Al Capone“ aus Bückeburg
Gegenstück zu den stark rückläufigen Einbruchszahlen sind die hohen Werte bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten: Ähnlich wie im Vorjahr wurden 2021 527 Delikte in diesem Bereich verzeichnet, die Aufklärungsquote ist leicht gesunken auf rund 75 Prozent. Ein besonderes herausragendes Ereignis sei im vergangenen Jahr hier ein Fälscher aus Bückeburg gewesen, der mit gefälschten Autogrammkarten und vermeintlichen Unikaten, wie einem handgeschriebenen, natürlich gefälschtem Brief von Al Capone, Opfer auf der ganzen Welt geschädigt hat. „232 Asservate, da war alles mit dabei, inklusive selbstgefälschter Gutachten“, erinnert sich Auer.
Bei den Straftaten mit dem Tatmittel Internet ist ein Anstieg um fast 25 Prozent zu beobachten auf 246 Delikte in 2021, die Aufklärungsquote bleibt hier stabil bei rund 87 Prozent. Hierbei handele es sich oft um den Handel mit gefälschten (Impf-)Ausweisen, Führerscheinen und weiteren Dokumenten. Die Betrügereien am Telefon und insbesondere an Senioren seien „wie eine Seuche zur Zeit“. Wichtig sei hier immer, alles Mögliche an Daten zu sammeln wie Telefonnummern, Uhrzeit, Angaben, und dies immer zur Anzeige zu bringen. Weiter hätte die Pandemie auch den Bereich der Warenbetrügereien im Internet beigetragen. „Den Tätern wird es oft auch einfach gemacht. Da ist es nicht so schwer, erstmal Schaden anzurichten, das hat extrem zugenommen“, so Auer.
Drogendelikte
Die Rauschgiftdelikte sind geringfügig mehr geworden, mit 185 Strafverfahren in 2021 (2020:176). Die Aufklärungsquote bleibt hier auf einem hohen Niveau von rund 94 Prozent. Die Dunkelziffer soll erwartungsgemäß hier höher sein, schätzt die Polizei. „Wir stecken hier viel Manpower hinein. Dabei gilt meist: Je mehr man tut, desto höher sind auch die Zahlen“, so Kempa.
Jugendliche nicht aggressiver
Im Bereich der Jugendkriminalität sind die Zahlen weiter rückläufig: 2021 wurden 224 Straftaten verzeichnet, im Jahr 2020 waren es 282. Zum Vergleich: Im Jahr vor der Pandemie, 2019, wurden noch 405 Delikte im Bereich der Jugendkriminalität, zu denen Täter bis zum Alter von 21 Jahren zählen, verzeichnet. „Die Angst, dass Jugendliche immer aggressiver werden, spiegelt sich bei uns nicht wider. Dennoch gibt es bei diesen Zahlen wieder einen, wenn auch bedingten, Corona-Effekt. In den letzten Jahren war so gut wie nichts, die Kinder waren wie versteckt und hingen in den sozialen Medien, nicht auf der Straße, herum. Daher war da auch wenig Bewegung drin“, erläutert Kempa die Zahlen. Was die Polizei jedoch auch beobachten kann: Die jungen Täter, aber auch ihre Eltern, lassen sich von Erklärungen und Belehrungen weniger erreichen und zeigen seltener Einsicht.
Schwerpunkte setzen
In diesem Jahr wird die Polizei weiter ihren Schwerpunkt auf die Bekämpfung der Straftaten zum Nachteil älterer Menschen legen. Unter anderem soll im Sommer persönlich von Tür zu Tür gegangen werden im Rahmen der Verteilaktion der Präventionsbroschüre „Im Alter sicher leben“. Zudem soll in diesem Bereich auch die Zusammenarbeit mit den Netzwerkpartnern wie den hiesigen Bankinstituten intensiviert werden.
(Text & Fotos: Nadine Hartmann)