Häuser, Brücken und Straßen müssten weichen: Regionaltreffen Lindhorst-Bückeburg der Bahn malt düsteres Ausbauszenario
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(Landkreis/Bückeburg) Die im November veröffentlichen Grobkorridore der Bahn für einen möglichen Trassenneubau zwischen Hannover und Bielefeld waren bereits eine „dicke Kröte“, die die Bevölkerung schlucken sollte.

Die verschiedenen Varianten zogen sich durch den Harrl, den Jakobsberg in Porta, die Bückeburger Niederung und vielen weiteren schützenswerten Gebieten. Kritiker fordern bereits seit langem den Ausbau der Bestandsstrecke anstatt der Neubautrasse. Doch der jüngst im Regionaltreffen Lindhorst-Bückeburg veröffentlichte Korridor für den Ausbau einer Bestandsstrecke malt ein ebenso düsteres Bild – zahlreiche Wohnhäuser, Gewerbeimmobilien, Privatgrundstücke sowie Straßen und Brücken sind überplant, soll heißen: Sie müssten bei einem Ausbau zurückgebaut werden, also weichen – sagt zumindest die Deutsche Bahn.

Die Bahn malt ein düsteres Szenario zum Bestandsausbau – alles nur um die Fahrzeit von Hannover nach Bielefeld auf 31 Minuten zu verkürzen.

 

Wohn- und Gewerbeflächen überplant

Betroffen wäre nahezu der gesamte Landkreis: In den Karten der Bahn sind in Lindhorst Wohn- und Gewerbegebäude überplant worden, in Stadthagen und Enzen wären ebenfalls Privatgrundstücke entlang der Bahnstrecke von der Überplanung betroffen. Zudem sollen in Stadthagen zwei neue Mittelbahnsteige entstehen und der Bahnhofsvorplatz neugestaltet werden. In Kirchhorsten würden zwei neue Außenbahnsteige gebaut werden.

In Bückeburg könnte es unter anderem die Wohnbebauung hinterm Bahnhof Richtung Scheie treffen, zudem das Klärwerk-Areal und Häuser an der Friedrich-Bach-Straße. Der Bahnübergang hinterm Bahnhof, Richtung Schraubbar, würde durch einen neuen, weiter hinten gelegenen, ersetzt. Unter anderem sollen neben den zusätzlichen Gleisen neue Außenbahnsteige angelegt werden, was umfangreiche Anpassungen von Wegen und Brücken bedeuten würde.

In Evesen müsste die Brücke „Hoher Weg“ zurückgebaut werden – die gleiche Brücke, die die Stadt Bückeburg eigentlich neu bauen möchte. Im Haushalt wurden hierfür bereits für dieses Jahr 35.000 Euro Planungskosten und für die kommenden drei Jahre jeweils 100.000 Euro für den Bau reserviert. Die K1, die durch Petzen und Evesen führt, würde weiträumig verlegt werden. Kurz hinter dem Petzer Krug Richtung Evesen würde die „neue“ K1 einen Bogen, zum Teil über Privatgrundstücke, machen und weiter östlich die Bahn überqueren. Der bisherige Bahnübergang würde beseitigt werden. Auf der Karte bei genauen Hinsehen ersichtlich, aber von der Bahn nicht kommuniziert: Die neue Strecke durch Evesen würde Privatgrundstücke zumindest tangieren, beispielsweise jene bahnseitig der Schaumburger Straße sowie des Hohen Weges. Auch Richtung Minden wären Dankersen entlang der Bestandsstrecke und Gewerbeflächen in Bahnhofnähe betroffen.

„Lediglich Vorplanungen“

Die Bahn macht aber auch deutlich, dass dies lediglich Planungen seien, die so jedoch nicht in Stein gemeißelt seien. Der Abriss von Wohnhäusern unter anderem solle weitestgehend vermieden werden. Die in den Vorplanungen enthaltenen Häuser müssten demnach nicht zwangsläufig weichen. Erst wenn es zu einer endgültigen Planung und einer Einigung mit der Politik gekommen sei, stünde abschließend fest, welche Straßen, Häuser und Grundstücke betroffen wären und entsprechende Schritte wie Kontaktaufnahme zu den Eigentümern würden erfolgen.

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In Evesen müsste die K1 durch den Ort weiträumig verlegt werden, zudem die Brücke Hoher Weg zurückgebaut und der Bahnübergang versetzt werden.

Alternativplanungen

Doch dieses düstere Szenario wird kritisch gesehen, gar als Schwarzmalerei bezeichnet. Eine Alternativuntersuchung der Initiative WiDuLand zeige auf, dass der Bestandsausbau auch mit geringeren Eingriffen in Natur, Landschaft und Privatgrund möglich sein müsste. Demnach könnte die Bahn ab dem Mindener Güterbahnhof in eine neue Strecke übergehen.

Der Streckenverlauf hinter der Überquerung sei von der Variante abhängig: Variante „Berenbusch“ würde bis zum Ort Berenbusch gehen und diesen in einem Tunnel unterqueren. Sie verläuft nördlich der Orte Meinsen und Seggebruch und schwenkt bei Kirchhorsten nördlich auf eine Trasse parallel zur Bestandstrasse ein. Doch die schwierigen Bodenverhältnisse im Bereich des Mittellandkanals könnten den Bau des Tunnels Berenbusch kostspielig machen können – starke Eingriffe in Landschaft und landwirtschaftlich genutzte Flächen kämen noch hinzu.

Eine weitere Alternativvariante wäre entlang der B65: Die neue Strecke würde parallel zur Bestandsstrecke durch den Ort Evesen geführt, wo aufgrund eines ehemaligen Bahnhofs bereits eine Trassenbreite von über 30 Metern vorliegt. Hinter der zweiten Überquerung der Bückeburger Aue würde der Bogen durch den Bahnhof Bückeburg durch eine Führung entlang der B 65 abgekürzt. Die Strecke könnte auf einer Länge von 900 Metern abgesenkt und kann im Bereich Kornmasch/Scheie in Tieflage beziehungsweise im Tunnel geführt werden. Um diese Trasse nutzen zu können, müssten jedoch die vorhandenen Gleise abgebaut und vier Gleise neu gebaut werden. Die Nachteile: zwei kurze Tunnel wären notwendig – und im Bereich Achum und Tallensen der Abriss zweier Häuser. Zwischen Kirchhorsten und Lindhorst würde die neue Strecke entlang der Bestandstrasse verlaufen.

Die letztere Variante würde unter anderem von den Bürgerinitiativen bevorzugt, so WiDuLand in der Studie, da sie mit vergleichsweise geringen Eingriffen in die Privatgrundstücke der Bürger sowie auf Straßen und Brücken auskomme, doch auch hier seien enorme landschaftliche Eingriffe unvermeidbar. Dennoch sei diese Lösung auch die günstigere – sie könnte laut Planungen nur rund die Hälfte der bisher veranschlagten Kosten verschlingen und wäre zudem schneller realisierbar.

Laut den Planungen der Bahn müssten für einen viergleisigen Ausbau der Bestandstrecke zahlreiche Häuser weichen, zudem wurden Privat- und Gewerbeflächsen sowie Straßen und Brücken überplant.

Es bleibt also undurchsichtig, wo die Planungen der Bahn schlussendlich hinführen werden. Von dem gesteckten Ziel, die Fahrzeit von Hannover nach Bielefeld auf 31 Minuten zu verringern (Deutschland-Takt) wird die Bahn jedoch so schnell nicht abweichen. Laut Plan sollen im zweiten Halbjahr 2022 die notwendigen Unterlagen zur Raumordnerischen Untersuchung eingereicht werden.

(Text & Fotos: Nadine Hartmann)

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