(Bückeburg) Die mögliche Erweiterung der Firma Bauerngut am Hasengarten bereitet den Politikern der Grünen-Fraktion sowie der Initiative „Wir lieben Bückeburg“ weiterhin Sorgen.
Bei einer von den Grünen organisierten Pressekonferenz haben sie sich mit Imke Hennemann Kreikenbohm, Grünen-Politikerin im Kreistag und Kandidatin für den Landtag, sowie Christian Meyer aus der Grünen-Landesfraktion über mögliche Folgen einer Erweiterung im Landschaftsschutzgebiet (LSG) Sandfurt/Bückeburg West und Alternativen an anderer Stelle ausgetauscht.
Viele Vermutungen
Zunächst visualisierten die Vertreter von „Wir lieben Bückeburg“ in einer Animation den Anwesenden die Ausmaße des geplanten Erweiterungsbaus im Vergleich zu Schloss und Stadtkirche, für den eine Fläche „aus dem LSG ausgestanzt werden soll“. Zwei Jumbojets würden in das „Logistik-Monstrum“ passen. Es seien laut Meinung der Initiative „einiges an Emissionen“ zu erwarten, zudem müsste noch eine neue Erschließungsstraße gebaut werden. „Wir halten die Zufahrt über die B83-Überführung für nicht belastbar genug, aber das hat der Bauamtsleiter bestritten“, so Falko von Strauß-und-Torney.
Weiter würde die Initiative daran zweifeln, dass das MPS weiter betrieben werden könne aufgrund des Lärms. Zudem könne dann schnell die nächste Erweiterung dort drohen, vermute die Initiative doch „einen strategischen Plan, auch ein neues Fleischwerk dort zu platzieren“. „Das würde perfekt in die Kreuzbreite passen“, schließlich sei dort die Fläche ausreichend. Generell würden nahezu alle Aussagen der Firma Bauerngut angezweifelt, was die Neuschaffung der Arbeitsplätze angeht. Das Lager sei vollautomatisiert und brauche keine Arbeitskräfte, dementsprechend sei die Begründung nicht nachvollziehbar. Bei Waren von angeblich 12 Lastwagen täglich, könnten die „durchaus auch woanders stehen“.
Dass die Firma Bückeburg im schlimmsten Falle verlassen könne, glaube die Initiative ebenfalls nicht – das sei der Klassiker der Unternehmensdrohungen und nehme die Arbeitnehmer quasi „in Geiselhaft“. Belege für diese Vermutungen werden jedoch nicht vorgelegt.
Beschluss für Teillöschung erwartet
Landschaftsschutz Schaumburg-Vorsitzender Andreas Frenzel-Rückert erklärte, dass die Ablehnung der von der Initiative initiierten Petition durch den Bückeburger Rat zwar akzeptiert werde, die Petition jedoch auf Landesebene weiterlaufe.
Vom Unternehmen Bauerngut werde eine Garantie erwartet, dass die vorhandenen Arbeitsplätze plus die versprochenen 200 erhalten bleiben sowie der Stadtort Bückeburg als solches. Die Entscheidung der Gruppe CDU/Grüne/FDP/BfB, künftig bei Ratsentscheidungen für keine weiteren Herausnahmen aus dem LSG zu stimmen, begrüße die Initiative.
Grünen-Ratsfrau Cornelia Laasch, Vorsitzende des Umweltausschusses im Stadt- und Kreistag, machte auf den besonderen Wert des im Jahre 1974 unter Landschaftsschutz gestellten Gebiets aufmerksam. Das Landschaftsbild sei schützenswert, ein Bau sei mit dem Schutzzweck nicht vereinbar. Schon für die Ansiedlung der Firma vor 30 Jahren sei eine Teillöschung erfolgt. Die Versiegelung von 40.000 Quadratmeter Boden sehe sie kritisch, zudem sei das LSG keine „Reservefläche für Gewerbeansiedlungen“.
Die von der Firma geforderte Standortnähe ist ihrer Meinung nach nicht erforderlich, schließlich sei es „kein Problem, die Waren ein paar Kilometer weiterzufahren. Das muss natürlich klimaneutral erfolgen, aber das sollte ja künftig kein Problem sein“, so Laasch. Schon bei der Anfrage vor vier Jahren bei der Stadt hätte diese deutlich machen sollen, dass das LSG nicht zur Verfügung stehe. Die wirtschaftliche Entwicklung solle nicht zu Lasten der Lebensqualität der Bürger gehen. 2018 sei zunächst eine andere Fläche ausgemacht worden, die „die Bundeswehr aber nicht hergeben wollte“, daher hätte die Stadt im Dezember 2019 die jetzige Fläche erworben.
Der Umweltausschuss des Kreistages habe mit einer großen Mehrheit für die Verfahrenseinleitung der Teillöschung gestimmt. Nun müsse dargelegt werden, dass diese Fläche auch ausreichend kompensiert werden könne. Wenn dies der Fall sei, erwarte die Grünen-Politikerin, dass im Sommer ein entsprechender Beschluss für eine Teillöschung erfolgen werde. „Natürlich sehen auch wir die Verantwortung der Stadt für die Gewerbesteuer und die Arbeitsplätze, aber unserer Meinung sollte eine Abwägung zugunsten der Natur erfolgen“, so Laasch.
Keine Gewerbeflächen übrig
Imke Hennemann Kreikenbrohm stimmte dem zu, schließlich wurde hier ein besonderer Schutzstatus erlassen und es gehe wertvoller Erholungsraum verloren. Weiter würden „Begehrlichkeiten geweckt für weitere Ansiedelung“. „Ich kann nicht verstehen, dass das bestehende Gewerbegebiet nicht genutzt wird, die Flächen sind doch vorhanden“. Diesen Irrtum musste dann Grünen-Fraktionsvorsitzende Wilhelm Klusmeier aufklären:´“Es gibt keine Gewerbeflächen mehr in Bückeburg, die sind tatsächlich alle voll“. „Die Kreuzbreite ist voll, das stimmt. Und die Stadt hat auch nicht plump gesagt, dass es die LSG-Fläche sein soll, sondern schon nach Alternativen geguckt“, gab dann auch Laasch zu. Sie habe gedacht, auf der vorhandenen Fläche sei noch genügend Raum vorhanden. „Aber im LSG geht es auch nicht“.
Bei einer weiteren Verschiebung Richtung Kleinenbremen drohe zudem, dass der Bau dann irgendwann auf der Landesseite von Nordrhein-Westfalen ende. „Dann haben wir gar keinen Einfluss mehr und Porta kann machen, was es will“, veranschaulicht Klusmeier.
Einfluss auf Bau und Ausgleich nehmen
Christian Meyer erläuterte, die Grünen im Landtag würden den Flächenverbrauch um 50 Prozent reduzieren wollen. „Wir können nicht überall ein Gewerbegebiet machen, wo grüne Wiese ist“. Die Petition der Initiative würde er im Landtag unterstützen und dies weiterempfehlen. „Die Planungen sind natürlich nicht rechtswidrig, aber kritisch zu sehen“. Wenn das Hochregallager gebaut werde, solle alles getan werden, dass dies weitestgehend verträglich verlaufe, mit Dachbegrünung und Lärmschutz. „Ich möchte Sie ermuntern, es gibt noch Einflussmöglichkeiten. Ich rege aber auch direkte Gespräche mit der Firma an“.
Laasch konstatierte, dass die Entscheidungshoheit bei der Stadt liege und ein Bau so klimaneutral und naturschutzrechtlich wie möglich erfolgen solle. Meyer erläuterte weiter, dass auch die Ausgleichsflächen auch eine Chance seien, etwas Gutes zu schaffen. Die Kosten dafür müsste der Vorhabenträger, also Bauerngut, zahlen. „Wenn eine Entscheidung für den Bau getroffen wird, brauchen wir viel Kraft, um Einfluss auf die Gestaltung zu nehmen“. Mit einer Mehrheit im Rat sei dann noch einiges zu erreichen.
(Text & Fotos: Nadine Hartmann)