Gelbe Felder in der Region: Hat sich der Raps etwa in der Jahreszeit geirrt?
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(Landkreis) Auf vielen Äckern blüht es gerade – im Dezember. Und das, was da für sonnige Felder sorgt, gibt Rätsel auf.

In den letzten Jahren sehen wir immer häufiger gelb blühende Felder im Herbst. Selbst jetzt, Anfang Dezember, sieht man es noch blühen. Es ist kein Raps, der hier blüht, sondern der ebenfalls gelb blühende Weiße Senf, er ist auch bekannt als der kleine Bruder vom Raps. Beide sind Kreuzblütler und sehen sich zum Verwechseln ähnlich.

Lange Zeit galt die Fruchtfolge Raps, Weizen, Gerste als vorbildlich und es gab nur wenige Betriebe, die sich mit dem Anbau sogenannter Zwischenfrüchte wie Senf beschäftigten. Doch diese Zeiten sind ganz augenscheinlich vorbei. Humusverluste, Erosion, Nitrate, Pflanzenschutzmittel in Fließgewässern und im Grundwasser, aber auch der Wunsch zur Ökologisierung und nicht zuletzt auch der Klimawandel leisten dem Zwischenfruchtanbau breiten Vorschub. Überall sieht man gerade jetzt die noch blühende Felder, nicht nur Senf, auch Öllein, Lupinen, Ackerbohnen, Wicke, verschiedene Kleearten, Phacelia, Ölrettich oder Leindotter werden als Zwischenfrucht eingesetzt.

Die Zwischenfrucht wird im Sommer auf den abgeernteten Feldern zur Bodenverbesserung ausgesät. Obwohl der Senf es bei unserem milden Klima bis zur Blüte schafft, wird er im Weserbergland nicht zu dem allseits beliebten Würzmittel verarbeitet. Die Blüten frieren mit dem ersten Frost ab und die bis dahin schon hoch gewachsene sehr anspruchslose Pflanze dient als Gründüngung zur Bodenverbesserung. In dieser Funktion schützt die Pflanze den Boden vor Erosion. Bewachsene Flächen können im Falle von starkem Regen und Wind nicht so schnell abgetragen werden.

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„Der Boden ist für uns das wichtigste Gut, welches in seiner Masse und Gegebenheit um jeden Preis bewahrt werden muss“ erklärt Jörg Pape, Landwirt aus Egge. „Durch Bodenerosion wird der Boden zunehmend unfruchtbar, da die wichtige Humusschicht abgetragen wird.“ Die Zwischenfrucht schützt in der Zeit zwischen den Hauptfrüchten (z.B. Weizen oder Zuckerrüben) den Boden vor Erosion und lockert ihn durch die tiefen Wurzeln auf.

„Die Nährstoffe aus dem Boden werden in den Pflanzen gebunden. Wenn diese dann im Winter absterben oder im Frühjahr untergepflügt werden, stehen die Nährstoffe wieder den nachfolgenden Kulturen zur Verfügung“ erklärt Pape. Mit Pflanzenschutz- oder anderen Mitteln werden die robusten Pflanzen nicht behandelt. Das sei nicht notwendig, heißt es.

(Quelle & Fotos: Marie Brinkmann / Landvolk Niedersachsen, Bauernverband Weserbergland e.V.)

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