Bei „Open Art“ in Bückeburg unverhofft auf Schatz gestoßen: Günter Habedank und Moreno Ciotti entdecken wertvolles Ölgemälde
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(Bückeburg) Der neue Kunstmarkt „Open Art“ bringt nicht nur Bückeburger und Schaumburger Künstler mit den Bürgern in Kontakt, sondern sorgt auch anderweitig für positive Überraschungen.

So geschehen bei der zweiten Ausgabe des Marktes am Wahlsonntag. Denn als Künstler und Fotograf Günter Habedank ein altes Bild aus seiner Abstellkammer kramt und mitbringt, stellt sich bald heraus, dass dieses Stück ein wahrer, kleiner Schatz ist.

Das Werk des Künstlers Bernard Di Sciullo wurde 1978 angefertigt, Anfang der 1990er Jahre erwarb Günter Habedank das Stück auf einem Markt im französischen Lille. Ähnliche Werke des 2007 verstorbenen Künstlers werden zwischen 5.000 und 35.000 Euro gehandelt.

Selbst der Besitzer Habedank war absolut ahnungslos bis zu diesem Sonntag. „Gekauft habe ich das Ölgemälde etwa 1993 auf einem Antikmarkt in Lille, Frankreich. Das lag da so zwischen vielen anderen Bildern zusammengerollt herum und hat mir einfach gefallen. Umgerechnet etwa 400 Mark wollte der Verkäufer dafür haben, der anscheinend selbst nicht wusste, was er da liegen hatte. Erst bin ich nochmal weg, dann aber wieder zurück und hab das Bild mit nach Hause nach Deutschland genommen“, erinnert sich der bekannte Bückeburger Fotograf.

Der verblüffte Habedank am Tag des großen Fundes: Lange hat das Bild in seiner Wohnung gehangen, die vergangenen Jahre aber ein Dasein in der Abstellkammer gefristet. Bis zum vergangenen Kunstmarkt „Open Art“ am 26. September.

Dort ließ Habedank das Bild rahmen und hängte es sich ins Wohnzimmer – bis vor fünf, sechs Jahren, als er sich daran sattgesehen hatte und es in die Abstellkammer verfrachtete. Lange nicht beachtet, kam ihm nun nach der Teilnahme an der Pilotveranstaltung von „OpenArt“ der Gedanke, „das alte Ding herauszuholen und zum nächsten Markt mitzunehmen, vielleicht findet sich ja jemand, der sich dafür begeistert“. So auch geschehen: Mitgenommen und hingestellt, „es stand erst nur im Weg“, so Ciotti, und es dauerte auch nicht lange, bis das expressionistische bis surreale Werk schnell Interessenten anlockte. Eine Dame und auch Kunstmarkt-Organisator Moreno Ciotti selber hatten ein Auge auf das eigenwillige Werk geworden. Die Dame bot bereits 350 Euro, zögerte jedoch noch. Ciotti hingegen kam die Idee, doch mal die Signatur am unteren rechten Bildrand genauer zu betrachten und den Namen zu googeln.

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Zunächst nicht mit Erfolg, doch eine Korrektur der Schreibweise führte Habedank und Ciotti dann zum Künstler Bernard Di Sciullo und auffallend ähnlichen Werken, die bei einschlägigen Auktionshäusern wie „Sotheby’s“ zwischen 5.000 und bis zu 35.000 Euro gehandelt werden. Habedank und Ciotti wussten gar nicht, wie ihnen geschah und mussten diesen überraschenden Fund erstmal verdauen, und das Kunstwerk in Sicherheit bringen, bevor es noch Schaden nimmt.

„Mir ist vorher nie der Gedanke gekommen, den Künstler zu googeln“, gesteht Habedank ein. Umso überraschender war dann die Erkenntnis, dass es sich bei dem 1,30 Meter mal 1,90 Meter großen Flohmarktfund um einen wahren Schatz handelt. Mit einem Kaltgetränk machte der überrumpelte Besitzer eine Denkpause auf den Stufen des Marktbrunnens, um diese Überraschung zu verdauen. „Hätte ich es mal gekauft“, schmunzelt Ciotti derweil. „Das ist wirklich der Hammer. Ich habe das Bild seit 30 Jahren und hatte keinen Schimmer“, resümiert Habedank. Ciotti hingegen hatte bereits auf den ersten Blick eine Ahnung: „Das sah alt aus und war zugleich verdächtig modern gemalt“, so das Urteil des Kunstliebhabers über das 1978 angefertigte Werk. „Doch so eine Geschichte, das kennt man sonst nur aus dem Fernsehen“, staunt auch Ciotti nicht schlecht.

Günter Habedank (li.) und Moreno Ciotti sind noch immer ganz berauscht vom Fund und planen, was mit dem Kunstwerk am besten geschehen solle.

Und was soll nun mit dem Schatz passieren? „Es müsste etwas restauriert werden, das würde ich gerne machen lassen. Und dann soll es irgendwann verkauft werden“, so der grobe Plan Habedanks. Auch bei der TV-Sendung „Bares für Rares“ habe sich Habedank samt Bild angemeldet, bisher jedoch noch keine Zusage erhalten. Fakt ist, das gute Stück soll bald den Besitzer wechseln. Was bleibt, ist die großartige Geschichte über einen überraschenden Kunstfund. Und der hat auch die anderen teilnehmenden Künstler von „OpenArt“ inspiriert – viele von ihnen wollen und werden zur nächsten Ausgabe am 24. Oktober ebenfalls alte Kunstwerke, die nicht aus der eigenen Feder stammen, aber im Fundus der Künstler lagern, mit zum Kunstmarkt bringen. Und wer weiß, vielleicht wartet dort das nächste Schätzchen darauf, entdeckt und aus dem Dornröschenschlaf geholt zu werden.

(Text und Fotos: Nadine Hartmann)

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