(Stadthagen) Das Lieferkettengesetz als auch die EU-Handelsabkommen mit dem globalen Süden waren Themen beim Besuch der Bundestagsabgeordneten Katja Keul von Bündnis 90/Die Grünen im Weltladen in Stadthagen.
Geschäftsführer Bernd Hermeling empfing mit Mitarbeiterin Christa Toepfer-Huck und dem Vorsitzenden des Trägervereins, Dr. Johannes Well-Kunze, die hiesige Abgeordnete in den historischen Räumen des Weltladens am Kirchhof.
Toepfer-Huck zeigte Keul das Sortiment und überreichte ihr eine Fairafric-Schokolade. Bei diesem Produkt würde vom Anbau über die Ernte des Kakaos bis zur fertig verpackten Schokolade alles vor Ort in Ghana produziert, erklärte die langjährige Mitarbeiterin. Das schaffe Arbeitsplätze und vervielfache den Gewinn im Ursprungsland, ergänzte Geschäftsführer Hermeling und fasste die drei Säulen der Weltläden zusammen: Verkauf von fair gehandelten Produkten aus Ländern des Globalen Südens, Informations- und Bildungsarbeit sowie die Initiierung von und Mitwirkung bei politischen Kampagnenverkäufen. Verkauft würde nur, was fair gehandelt werde und Käuferinnen und Käufer erführen zudem die Geschichte hinter den Produkten.
„Man muss die Strukturen erkennen und den Willen haben, diese zu ändern“, weiß auch die Politikerin. „Das Lieferkettengesetz, dem auch wir Grünen zugestimmt haben, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung für mehr Menschenrechte und Umweltschutz“, erklärte Keul. Jedoch sei noch viel Luft nach oben.
Mittlerweile würden Produkte, die früher ein Nischendasein gehabt hätten, durch gesellschaftliche Impulse auch Einzug in die Supermärkte erhalten, freute sich der Vorsitzende Well-Kunze. Dabei spiele seines Erachtens nach auch die Informationsarbeit den Weltläden eine Rolle: „Wir können nur ändern, was wir auch verstehen.“ Es könne nicht sein, dass unser Wohlstand auf der Ausbeutung des globalen Südens aufbaue, kritisierte Hermeling.
Die hiesige Bundestagsabgeordnete erklärte, dass sie als Politikerin auch das Streben nach globaler Gerechtigkeit antreibe. Rechtlich müsse sich noch viel ändern, findet Keul. Daher unterstütze sie internationale Bemühungen und die Welthandelsorganisation, kurz WTO. „Wir brauchen einen Welthandelsgerichtshof, um zum Beispiel gegen Menschenrechtsverstöße vorgehen zu können“, so die Rechtspolitikerin. „Wir müssen unser Welthandelssystem vom Kopf auf die Füße stellen und Verantwortung in den Lieferketten herstellen“, lauteten ihre Forderungen. „Eine Jeans braucht hier nur wenige Cent mehr kosten, um für die Näherinnen in Bangladesch ein auskömmliches Einkommen und damit einen Riesenunterschied zu machen“, so Well-Kunze.
Unter dem Ansatz „Global denken – lokal handeln“ könne man auch hier in Stadthagen etwas verändern, fand Toepfer-Huck: „Es wäre doch toll, wenn die Stadtverwaltung mit gutem Beispiel vorangeht und dort nur noch fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt würde.“ Alle Anwesenden waren sich einig, dass letztlich alle von einem umweltschonenderen und nachhaltigeren Wirtschaften profitieren würden. (pr)