Technik aus Schaumburg: Mit Plasma gegen Corona und andere Viren
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(Landkreis/Nienstädt) In die öffentliche Diskussion um Viren, Bakterien und Raumluftfilteranlagen könnte angesichts der andauernden Corona-Situation weitere Bewegung kommen: Virenbekämpfung mittels Kaltplasma.

Der heimische Entwickler Hans-Werner Dehne, seit über 20 Jahren im Bereich der atmosphärischen Plasmaentladung forscht, hat jüngst im Rahmen eines Pressegesprächs ein Verfahren zur Bekämpfung von SARS-CoV-2-Viren („Corona“) in der Raumluft vorgestellt.

Kernstück ist eine patentierte Plasmaröhre, eine spezielle Elektrode, die – stark vereinfacht dargestellt – mittels einer Wechselspannung von 1.750 Volt ein leitfähiges Luft-Gas-Gemisch erzeugt, der Sauerstoffmoleküle in der Luft zerlegt und Elektronen aus den Atomen und restlichen Molekülen heraustrennt. Dies erfolgt mit einer Frequenz von 44 Kilohertz. In einem weiteren Schritt fügen sich die positiven und negativen Ionen wieder neu zusammen. Bei dieser Spannung unterbleibt laut Dehne die Bildung von unerwünschtem Ozon und Stickoxiden. Zellmembranen von Bakterien, Viren und Pilzen werden zerstört, die Viren auf diese Weise abgetötet. Menschen, Tiere oder Pflanzen werden in keiner Weise beeinträchtigt, so Dehne.

Herzstück des Verfahrens sind Plasmaköpfe wie diese, die Dehne seit vielen Jahren entwickelt.

Dehne arbeitet mit dem Unternehmer Robert Färber von der Firma „Airplus“ aus Rosenheim zusammen, sowie mit Thomas Obholzer von der MCI Innsbruck. Firmen, die Geräte mit Dehnes Technik herstellen möchten, erhalten eine technische Assistenz. Es gebe über einen heimischen Vertrieb bei Daniel Tautz vom Unternehmen Bluetaction Pro jedoch auch fertige Geräte zu beziehen, erklärt der Entwickler.

Zum Einsatz kommen sie unter anderem bereits beim DRK Schaumburg, wie DRK-Präsident Bernd Koller erklärt. Dort habe man gute Erfahrungen gesammelt. Auch bei der Volksbank in Schaumburg werden Kaltplasma-Geräte im Kundenbereich zur Handdesinfektion eingesetzt. Bei einem Tennisturnier am Hamburger Rothenbaum seien die Geräte mit der Plasmatechnik in verschiedenen Räumlichkeiten ebenso im Einsatz gewesen, wie sie auch bei der Sanierung eines Einkaufszentrums in Mülheim/Ruhr verbaut werden sollen. Auch ein Fitnessstudio von Fußballprofi Cristiano Ronaldo in Madrid solle mit der Technik ausgestattet werden, kündigte Färber an. Die Luftreiniger sind in vielen Größen erhältlich und können sowohl in bestehende Lüftungssysteme nachgerüstet als auch in portabler Version mit externem Netzteil ausgeliefert werden.

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Einer der Plasmaköpfe im Betrieb. (Foto: Dehne)

Der Schlüssel zur Desinfektion von Luft und Oberflächen sind hochreaktive, sogenannte „Hydroxylradikale“, eines der häufigsten „Radikale“ in der Atmosphäre, bei denen es schnell zu einer Reaktion mit einer Vielzahl von organischen und anorganischen Verbindungen kommt. „Es spielt in der Natur eine wichtige Rolle von Luftverunreinigungen und kann als Waschmittel der Atmosphäre bezeichnet werden“, erklärt Dehne. Diese Sauerstoffradikalen werden durch den Oxidationsprozess in einer bestimmten Zeit vollständig verbraucht und zerfallen wieder zu Sauerstoff. Dehne verdeutlicht es anhand eines Beispiels: „Ich atme ein Virus ein, komme in meine Wohnung oder Büro wo ein Plasmareaktor läuft, atme plasmabeladene Luft ein, nach circa 30 Minuten ist das Virus zerstört.

„Diese Technik ist kein Hexenwerk, sondern das Ergebnis jahrelanger Forschung und Entwicklung mit entsprechendem Know-How“ (Hans-Werner Dehne)

Färber und Dehne betonen wiederholt die Wirksamkeit und Ungefährlichkeit der Geräte, die durch Gutachten belegt werde. Es gebe keine akuten und chronisch toxischen Wirkungen auf den Menschen. Die Hydroxylradikale treten vielmehr auch in der Natur millionenfach auf, wo Wasser unter Sonnenlicht fein zerstäubt werde, beispielsweise nach starkem Regen und bei Wasserfällen.

Werner Dehne zeigt, dass die Plasma-Technik auch in bestehende Lüftungskanäle eingebaut werden kann. Im Hintergrund: Robert Färber (links) und Bernd Koller vom DRK (rechts).

Atmosphärische Plasmen kommen im Medizinsektor bereits bei der Wundbehandlung zum Einsatz, auch beginne man damit bei der Beatmung von Covid19-Patienten, damit diese schneller die Intensivstation verlassen könnten. Neben dem Einsatz gegen das Corona-Virus sehen die Entwickler ebenfalls eine Hilfe bei den jährlich wiederkehrenden Grippeviren und für Allergiker, da die Geräte der Feinstaubreduzierung dienten. Dabei stellen sie klar, dass die Geräte keinesfalls das regelmäßige Lüften ersetzen können. Diese sei schon aufgrund des steigenden Kohlendioxid-Gehalts der Luft nötig.

Stattet man die Plasma-Geräte mit CO2-Sensoren aus, können sie bei einem Einsatz in Klassenräumen die Lehrer mit einem Signal ans Lüften erinnern. Dabei erfolge laut Gutachten zwar eine Verdünnung der Hydroxylradikale, also des „Waschmittels“, das Gleichgewicht werde aber sehr schnell wieder hergestellt.

Die Technik wird von unterschiedlichen Herstellern in Geräte zu verschiedenen Einsatzzwecken eingebaut.

Als weiteren Vorteil geben Dehne und Färber die Wartungsfreiheit an. Sie seien leise und es seien keine Filterwechsel nötig, anders als das beispielsweise bei den vielfach in der Öffentlichkeit diskutierten Luftreinigungsgeräten mit Hepa-Filtern der Fall sei. Gegen ein Schreiben des Umweltbundesamtes seien sie sogar gerichtlich vorgegangen, sagen die Unternehmer. Darin wurde ihnen zufolge Forschungswissen aus den 90er Jahren kommuniziert, dass mit dem heutigen Stand der Technik nicht viel gemein habe. Diese Technik, so Dehne, sei schließlich kein Hexenwerk, sondern das Ergebnis jahrelanger Forschung und Entwicklung mit entsprechendem Know-How. (vu)

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