„Die Menschen mitzunehmen ist der einzige Weg“: Innenminister Boris Pistorius auf Stadtspaziergang mit Sandra Schauer und der SPD
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(Bückeburg) Wo Potential verborgen ist und wo andererseits noch „Baustellen“ zu finden sind, war eines der Themen beim Stadtspaziergang mit dem Niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius, der auf Einladung der Bückeburger SPD und Bürgermeisterkandidatin Sandra Schauer nach Bückeburg gekommen war.

In Begleitung der Bürgermeisterkandidaten aus Rinteln, Andrea Lange, und aus Stadthagen, Sven Janisch, sowie zahlreichen SPD-Stadtrats- und Ortsratsmitgliedern ging es auf eine Stippvisite durch die Innenstadt, bei der nicht nur betrachtet wurde, was der Stadt noch fehlt, sondern auch lobend anerkannt wurde, was die Stadt schon hat.

In der Oberen Langen Straße können bereits kleine Maßnahmen helfen, die Attraktivität zu steigern, sind sich Schauer und Pistorius einig.

Ausgehend von der Stadtkirche setzte sich der Trupp die Schulstraße entlang Richtung Herderstraße in Bewegung. Eines der Themen: eine gewünschte Verkehrsberuhigung im Bereich Schulstraße, Herderstraße sowie auch der Oberen Langen Straße, wo die SPD ein „Shared-Spaces-Modell“ ausprobieren möchte. Eine Verkehrsberuhigung in diesem Bereich würde nicht nur für höhere Verkehrssicherheit für Fußgänger und Radfahrer sorgen, sondern auch die Möglichkeiten des „geteilten Straßenraumes“ eröffnen. Alle Verkehrsteilnehmer könnten sich den Straßenraum teilen, mehr Bänke und Grün würden für eine höhere Aufenthaltsqualität sorgen. Dafür könnten ein paar Parkplätze entfernt werden, doch Schauer stellte klar, dass dieses Konzept erst noch erstellt würde, in enger Zusammenarbeit mit den Händlern, Bürgern und dem Stadtmarketing. „Wir wollen schon mit einem konkreten Konzept einsteigen“, so Schauer.

Von links: Sven Janisch, Sandra Schauer, Andrea Lange und Boris Pistorius sind aufgeschlossen gegenüber Maßnahmen, die Innenstädte dauerhaft sicherer und attraktiver machen.

Wer so mit allen Akteuren kommuniziere und sie an einen Tisch hole, mache es genau richtig, lobte Pistorius. „Wir müssen gucken, was da ist, was wir schon haben – wie hier der Raum und die Bäume. Mit weniger Parkplätzen hätten wir einen noch weiteren, größeren Straßenraum. Dann heißt es gute Beispiele zeigen und reden, reden, reden“, so Pistorius. „Die Menschen mitzunehmen, ist der einzige Weg“, konstatierte Schauer.

Doch auch eine offene Architektur, helle Fassadengestaltungen und eine ordentliche Ausleuchtung können dafür sorgen, dass sich die „gefühlte Sicherheit“ erhöht. Schauer machte dies am Beispiel der neu gestalteten Straßenecke Schul-/Herderstraße deutlich. Durch die offene Architektur sei die Straße nun besser einsehbar. Doch an anderen Ecken kann davon keine Rede sein, stellte auch die Besuchergruppe fest. Denn am Beispiel des Tunnels neben dem Nahkauf oder der Muckermann-Passage lassen sich Verbesserungspotentiale erkennen. Dunkel, schmutzig und wenig einladend sind diese Orte, die besonders für Frauen in den Abendstunden zu „Angstorten“ werden können. Diese Stellen sollen „aufgehübscht“ und attraktiver gestaltet werden, dazu gehöre ebenfalls, die vorhandenen Leerstände zu beseitigen, wie Sandra Schauer ausführte.

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„Du kannst keine Fußgängerzone ohne Bänke machen“, ist sich Boris Pistorius sicher.

Kleinere Maßnahmen können bereits dazu betragen, dass sich die Menschen in der Stadt wohler fühlen würden, dazu gehört auch ein vielseitiges und attraktives Händlerangebot. Doch bei manchen Leerständen sei dies gar nicht so einfach, wie Schauer sagte. Private Besitzer von Immobilien, die beispielsweise gar nicht in Bückeburg wohnen würden, zeigten oftmals kein Interesse an einer Aufwertung oder Vermietung. Als Beispiel nannte Schauer das Gebäude, in dem ehemals ein Schreibwarengeschäft beheimatet war, an der Oberen Lange Straße Ecke Oberwallweg. Die kaputte Scheibe wird durch eine Platte verdeckt, eine Verbesserung der optischen Ansicht als auch des Leerstandes sei nicht in Sicht.

Eine Idee wäre, dass die Stadt in solchen Fällen als Zwischenmieter auftrete und Existenzgründern die Möglichkeit gebe, sich hier zu verwirklichen und dabei nur die Nebenkosten zu zahlen. Erst später, wenn sich das Geschäft etabliert habe, könnte dann die eigentliche Miete dazukommen. Alternativ nannte Schauer Beispiele aus Detmold, wo leerstehende Immobilien durch die Stadt mit Kulturveranstaltungen belebt würden.

Sandra Schauer, Boris Pistorius, Andrea Lange und Sven Janisch tauschen sich über das Potential der Innenstadt aus.

Generell habe die Aufenthaltsqualität in den früheren Stadtplanungen kaum eine Rolle gespielt, erläuterte Pistorius. Dies sei erst in den vergangenen Jahren bedeutsamer geworden – wo Menschen gerne verweilen, herrscht Leben. Sie kommen in die Stadt, halten sich gerne in der Gastronomie und draußen auf und gehen nebenbei noch einkaufen. Doch hierfür muss den Menschen etwas angeboten werden. „Du kannst keine Fußgängerzone ohne Bänke machen“, sagte Pistorius. Auch in Bückeburg gebe es daher noch Potential.

Auch auf ein paar Parkplätze könne man verzichten, da genügend in unmittelbarer Nähe zur Fußgängerzone zur Verfügung stehen würden. „Also Parkplatzmangel habt ihr nicht – da wären manche Städte richtig neidisch“, so der Innenminister.

(Text und Fotos: nh)

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