Zwei Szenarien für die Energiewende: Bundestagsabgeordneter Maik Beermann zu Besuch bei den Stadtwerken
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(Bückeburg) Ohne Sakko, dafür mit viel Fragen im Gepäck, kam Bundestagsabgeordneter Maik Beermann (CDU) zum Antrittsgespräch mit dem neuen Geschäftsführer der Stadtwerke Schaumburg-Lippe, Dirk Rabeneck, nach Bückeburg in die Geschäftsstelle.

Bei einen herzhaftem Frühstück und einem anregendem Gespräch wurde unter anderem über die Entwicklung der Stadtwerke, die Generierung von Nachwuchskräften, die Energiewende und das Potential von Wasserstoff gesprochen.

Ziel dieses Treffens war es, ins Gespräch zu kommen und Schwerpunkte auszumachen, wie auch die Bundesrepublik unterstützend agieren könne. Dirk Rabeneck ist seit 1. Oktober der neue Geschäftsführer der Stadtwerke Schaumburg-Lippe und berichtete von den Herausforderungen während der Pandemie. Noch immer seien viele Mitarbeiter im Homeoffice und in wechselnden Einheiten im Büro. Der Kundenbereich wurde nach langer Schließung nun wieder geöffnet, doch auch digitale Konferenzen mit Kunden (und Mitarbeitern sowieso) sind heute ebenso selbstverständlich. Auch künftig möchten die Stadtwerke das Arbeiten flexibler gestalten, und zwar ohne staatliche Vorgaben, sondern auf freiwilliger Basis.

Zum 1. August starten auch wieder drei Auszubildende bei den Stadtwerken, die unterschiedliche Ausbildungen sowohl als Kaufmann/Kauffrau als auch Anlagentechniker anbieten, ins Berufsleben. Auch Rabeneck weiß von den Herausforderungen, geeigneten Nachwuchs zu generieren, zu berichten. Von den 78 Mitarbeitern arbeiten rund zwei Drittel im technischen, ein Drittel im kaufmännischen Bereich. Großes Thema ist natürlich die Energiewende. „Wie soll die Dekarbonisierung ablaufen? Es wurden da sehr ambitionierte Ziele gesetzt. Der Weg ist richtig, nur die konkreten Maßnahmen fehlen. Wie sollen wir das schaffen?“, fragt auch Rabeneck.

Es gebe zwei große Stränge: Zum einen das „all-electric-Szenario“, in der Strom eine große Bedeutung habe und Gas nur an bestimmten Stellen als Grüngase und Wasserstoff verwendet würde, beispielsweise in der Industrie. Wie Häuser beheizt würden, sei die Frage der Zukunft. Das Eigentum der Kommune und den Stadtwerken liege im Boden, die Frage bleibt, welche Bedeutung dieses Gasnetz dann noch habe. Daher schließe sich auch die Frage an, wie viel noch weiter in das Gasnetz investiert werden solle. Dass die Diskussionen um Wasserstoff intensiv geführt werde, wusste auch Beermann zu bestätigen: „Wir werden in den nächsten Jahren jedoch nicht in der Lage sein, soviel Wasserstoff zu produzieren, wie wir brauchen“. Es sei aber ein Vertrag mit Australien abgeschlossen worden, damit künftig Wasserstoff transportiert werden könne. Dennoch sei unklar, wie und wo dieser gespeichert würde, so Beermann weiter. Auch die Stadtwerke hätten Gasspeicher, es wäre schade, wenn diese nicht mehr genutzt werden würden, so Rabeneck.

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Maik Beermann (Mitte) und Peter Kohlmann (li.), CDU, sprechen mit Dirk Rabeneck (re.) über Möglichkeiten der Energiewende.

Der verstärkte Einsatz von Wärmepumpen, die sich künftig in ländlichen Gebieten durchsetzen würden, stelle die Stadtwerke ebenfalls vor Herausforderungen. In modernen Häusern funktioniert das gut, wenn auch mit hohen Kosten verbunden, bei Häusern aus den 1960er oder älter sieht das schon schwieriger aus. Hier könnte grünes Gas die Lösung sein. Die Frage ist: Wann haben wir Klarheit und wissen, in welche Richtung es geht“, bringt Rabeneck es auf den Punkt. Die gut ausgebaute Infrastruktur verkommen zu lassen, wäre schädlich und könne irgendwann bereut werden.

Auch Wasserstoff ließe sich mit CO2 anreichern zu Gas, sodass die Gasleitungen weiter genutzt werden könnten. Um direkt Wasserstoff zu verwenden, müssten diese erst „H2-ready“ gemacht werden. „Wasserstoff ist sehr klein und diffundiert sehr schnell. Da müsste nochmal investiert werden. Die Bundesnetzagentur möchte die Regulierungsszenarien für Gas- und Wasserstoffnetze einzeln abarbeiten. Das ist für uns nicht so glücklich, die Kosten für das Wasserstoffnetz sollten erstmal nicht auf die Kosten der Bevölkerung gehen“. Am Ende des Tages werde der Klimaschutz aber auch etwas Geld kosten, stellt Rabeneck klar.

Generell sei die Technologie noch am Anfang, bestätigt auch Beermann. „Ein Liter Wasserstoff zu produzieren kostet einen Euro“, so Beermann. Erst mit einem stärkeren Wettbewerb und ausgebauter Technologie werde des an Fahrt aufnehmen. Dass der Landkreis sich nun auch zur „hy-expert“-Region bewerbe, sei ein wichtiger Schritt. „Blauer Wasserstoff“ aus Erdgas hingegen könne wiederum genutzt werden, um als „Brückentechnik“ synthetische Kraftstoffe, „e-fuels“, herzustellen. Damit ließen sich die Ausstöße von Verbrennmotoren reduzieren. Doch für Schiffe und Flugzeuge könne dies nicht die Lösung sein. „Wir müssen eine Technologieoffenheit in allen Bereichen berücksichtigen und uns mit grünen Alternativen und deren Wirtschaftlichkeit auseinandersetzen“, so Beermann.

„Die Energiewende nimmt Fahrt auf und es wird sehr spannend werden die nächsten Jahre“, prognostiziert Rabeneck. Im Vergleich zu großen Energieanbietern zeichne die kleinen, kommunalen Anbieter der verstärkte Kundenkontakt und eine andere Preispoltik aus. „Die Großen müssen weniger Kosten umlegen als die Kleinen, das ist klar. Doch bei uns bleibt das Geld zumindest in der Region und wir sind jederzeit direkt ansprechbar für die Kunden“.

(Text und Foto: nh)

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