(Achum) Eine Ära geht zu Ende: Am Mittwoch wurde die Bell UH-1D nach über 50 Jahren aus dem aktiven Bundeswehrdienst entlassen. In einem kleinen Festakt samt Hubschraubergeleit und letztem Flug wurde auf dem Flugplatz Achum „Goodbye Huey“ gesagt. Der sogenannte Teppichklopfer mit Sonderlackierung hat bereits ein neues Zuhause gefunden und wird künftig im Hubschraubermuseum in bester Gesellschaft den Ruhestand genießen.
Bereits am Morgen flogen die sieben Hubschrauber in Formation über Bückeburg und übten für den Festakt am Nachmittag, denn ein besonderes Ereignis stand an. Seit 1968 war die Bell UH-1D, liebevoll „Huey“ genannt, im Einsatz für die Bundeswehr und hat unter anderem in zahlreichen Auslandseinsätzen treue Dienste geleistet. Nun geht nach mehrfacher Dienstzeitverlängerung der „Teppichklopfer“, wie die Maschine aufgrund ihres prägnanten Fluggeräuschs genannt wird, in den militärischen Ruhestand.
Eine letzte Reise
Auf ihrer letzten Tour war das finale Ziel der Flugplatz der Schäferkaserne in Achum. Besetzt unter anderem mit dem Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, und begleitet von einem Geschwader aus sieben Hubschraubern der Heeresfliegerflotte flog die Bell UH-1D unter den wachsamen Augen der geladenen Gäste und zahlreicher Zaungäste ein allerletztes Mal vorbei am Tower und eine Schleife über den Flugplatz, bevor sie zur letzten Landung ansetzte. Gebannt folgten die Zuschauer dem Geschehen, für viele von ihnen war dies ein wahrer Gänsehautmoment. Die übrigen Hubschrauber hatten sich bereits im Halbkreis positioniert, bevor die „Huey“ das letzte Mal ihre Rotoren ausschaltete. Feierlich wurde die Maschine von Generalleutnant Mais gegenüber Brigadegeneral und General der Heeresfliegertruppe Ulrich Ott aus dem aktiven Dienst gestellt und übergeben.
Zuverlässig und solide
Mais erinnerte in seinem anschließendem Grußwort an die langjährige Erfolgsgeschichte des Bell-Transporthubschraubers: Beginnend ab 1954 wurde der Hubschrauber durch die Bell Helicopter Cooperation in den USA entwickelt. Es war damals einer der ersten Entwürfe eines Transporthubschraubers mit Turbinenantrieb. 340 Exemplare wurden ab 1968 für die Bundeswehr beschafft. Über 2,3 Millionen Flugstunden wurden mit diesem Hubschrauber geflogen. „Kein anderer Bundeswehrhubschrauber war öfters in der Luft“, so Mais. Die Maschine zeichnete sich durch hohe Zuverlässigkeit und solide Flugeigenschaften aus. Generationen von Besatzungen wurden darauf ausgebildet und flogen die unterschiedlichsten Einsätze im In- und Ausland. Eingesetzt waren sie für den Personentransport, bei der Bekämpfung von Waldbränden, bei Hochwasser und als SAR-Maschinen im Such- und Rettungsdienst. Zuerst bei Heer und Luftwaffe und seit 2013 nach einer Umstrukturierung nur noch bei den Heeresfliegern.
Bundeswehr-Rekord
„Sie flog und flog und flog, und sorgte auch für die eine oder andere diplomatische Verwicklung“, erinnert sich Mais schmunzelnd. So flog sie in Großbritannien während einer öffentlichen Schweigeminute über London und sorgte so für ziemliche Aufregung. „Wir haben nicht nur gute Zeiten mit ihr erlebt und gedenken dabei den Opfern der vergangenen Flugunfälle mit der Huey, bei denen wir Kameraden verloren haben“, so Mais. Dennoch hat dieser Hubschrauber Großes geleistet und mit über 54 Jahren aktiven Dienst einen neuen Rekord in der Bundeswehr aufgestellt. 2020 begann die Ablösung der Bell UH-1D als SAR Hubschrauber durch den ganz modernen, und deutlich besser ausgestatteten Airbus H 145 LUHSAR. Diese Ablösung endete im April 2021 mit der Umstellung in Holzdorf. „Doch mit ziviler Kennung werden wir die Huey bestimmt noch am Himmel sehen“, ist sich Mais sicher.
Ein würdiger Platz
Nach der symbolischen Übergabe an Michael Wasser, Vorsitzender des Hubschraubermuseums und Hubschrauberzentrums, versicherte dieser die große Freude über den Neuzugang für das Museum. „Auf dem letzten Schiebeweg der alten Dame durch Bückeburg wird sie nochmal viel Beachtung und Anerkennung erfahren“, ist sich Wasser sicher. Zudem wird die Maschine eine große Attraktivitätssteigerung für das Museum sein. „Heute war dein letzter Flug über den Wolken, wir sehen uns im Museum wieder!“
(Text und Fotos: nh)
Bildergalerie: „Goodbye Huey!“