Mehrgenerationenpark Bückeburg in Not: Jeden Monat 29.000 Euro Verlust
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(Bückeburg) Der Mehrgenerationenpark (MGP) in Seggebruch ist ein gemeinnütziges und in seiner inhaltlichen Form einzigartiges Leuchtturmprojekt, das unter anderem Menschen mit Behinderungen sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

Nach seiner Eröffnung im November 2020 ist es jedoch in große, finanzielle Not geraten. Ausbleibende Veranstaltungen und Einnahmen durch das Restaurant lassen die ursprüngliche Rechnung nicht mehr aufgehen, die Ausgaben sind bei weitem nicht gedeckt. Der MGP wurde erst im April 2020 gegründet und kann keine Vergleichszahlen aus dem Vorjahr vorweisen, bekommt daher auch keinerlei Corona-Hilfen. 29.000 Euro macht der Park jeden Monat Verlust, die Reserven sind aufgebraucht. Nun sind sie auf Spenden angewiesen: „Sonst halten wir vielleicht noch einen Monat durch“.

Insgesamt 33 Wohnungen gibt es im Mehrgenerationenpark, alle sind vermietet.

Vorzeigeprojekt vor dem plötzlichen Aus

Manuela Tarbiat-Wündsch sowie Schirmherr Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe luden daher zu einer Pressekonferenz, um auf die Notlage aufmerksam zu machen. Die Eröffnungsfeier für das Projekt, das mit insgesamt rund 1,2 Millionen Euro gefördert wurde, musste bereits zweimal corona-bedingt abgesagt werden.

Geschäftsführerin Manuela Tarbiat-Wündsch.

Auch anderweitig lief es leider nicht rund: Die Einnahmen durch das Restaurant und Kartenverkäufe für Veranstaltungen waren fest eingeplant – das Unternehmen ist auf Gemeinnützigkeit ausgelegt und war daher nie darauf ausgerichtet, große Profite zu erzielen. Durch die Beschränkungen fiel dies alles flach, das Geld bliebt aus.

Um mehr Öffentlichkeit für die Notlage zu schaffen, wurde eine Pressekonferenz anberaumt.

Die Wohnungen hingegen waren alle schnell belegt, Menschen aus ganz Deutschland hatten sich hierfür beworben. Dabei wurden die 33 Wohnungen nach Quoten vergeben – sowohl Familien, Alleinerziehende, Alleinstehende, Rentner als auch Menschen mit Behinderungen haben hier ihr Zuhause zum moderaten Preis. „Das macht dieses Projekt ja besonders attraktiv – das gemeinsame Leben verschiedener Hintergründe, inzwischen sind alle Bewohner hier per du. Gerade günstige Mietwohnungen sind rar in der Gegend“, berichtet Tarbiat-Wündsch. Doch auch, dass hier Menschen mit Behinderungen wie Autismus nicht nur sozialversicherungspflichtig beschäftigt werden, sondern dass ihre Stellen für diese Menschen geschaffen wurden, macht dieses Projekt einzigartig. Insgesamt sind 14 Personen dort beschäftigt, davon vier mit Behinderungen, die hier ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen – aktuell alle in Kurzarbeit. Eigentlich sollten bis zu 22 Personen dort angestellt werden, 40 Prozent davon Menschen mit Behinderungen.

Inklusionsgedanke weitergeführt

Die Geschäftsführerin Manuela Tarbiat-Wündsch hängt am Projekt, sie selbst hat einen erwachsenen Sohn mit Autismus, der ebenfalls im MGP im Büro arbeitet und mit zwei weiteren Mitbewohnern dort in einer WG lebt. Sie weiß daher genau, was Inklusion bedeutet, besonders für die Betroffenen. Mit der Realisierung dieses Projekts im Seggebruch hätte ein Traum wahr werden können, doch Corona und die folgenden Beschränkungen sprengten diesen Plan.

Manuela Tarbiat-Wündsch weiß, was Inklusion bedeutet: Ihr Sohn Maurice (mi.) hat selbst Autismus und lebt und arbeitet mit Mitbewohner Moritz (li.) im MGP.

„Im schlimmsten Falle wird die Zwangsschließung angeordnet und wir müssen die Angestellten kündigen, das wäre eine Katastrophe. Besonders für die Menschen mit Beeinträchtigungen, die dann Grundhilfe und Wohngeld beantragen müssten und nicht mehr für sich selber sorgen könnten, das wäre wirklich schade. Sie hatten sich so gefreut, einen Job zu finden und blühen hier richtig auf“, so Tarbiat-Wündsch.

Keine Reserven übrig

Rechnerisch sind alle Reserven aufgebraucht, allein Spenden und die Einnahmen aus Miete und dem Verkauf von vakuumierten Lebensmitteln auf dem Wochenmarkt halten das Unternehmen über Wasser. Daher ist es dringendst auf Spenden angewiesen, denn auf Corona-Hilfen mag niemand mehr hoffen. Bisherige Anträge auf Überbrückungshilfen wurden abgelehnt, hauptsächlich weil das Unternehmen noch so jung ist und keine Umsätze des Vorjahres aufweisen kann. „Es kann doch
nicht sein, dass wir wegen sowas durch das Raster fallen“, verzweifelt Tarbiat-Wündsch.

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Der Veranstaltungsraum konnte bisher nicht genutzt werden, doch die Einnahmen waren fest eingeplant.

„Dass Vater Staat uns fallen lässt, hätte ich nie gedacht“, sagt auch Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe. Nun wollen sich die Bundestagsabgeordneten Maik Beermann (CDU) und Marja-Liisa Völlers in Berlin für den Park stark machen. Und auch Schirmherr Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe versucht, eine Öffentlichkeit für dieses Problem zu schaffen, dafür hat er unter anderem die befreundete Schauspielerin Radost Bokel ins Boot geholt. Auch Bokel wirbt um Spenden für das Leuchtturmprojekt, damit es nicht noch vor der offiziellen Eröffnungsfeier vor dem absoluten finanziellen Ruin steht. (Text & Fotos: nh)

Schirmherr Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe und seine Frau Mahkameh (li.) sowie Schauspielerin Radost Bokel (mi.) und Geschäftsführerin Manuela Tarbiat-Wündsch (re.) rufen zu Spenden auf.

Spender willkommen

Interessierte können unter anderem auf der Homepage https://mehrgenerationenhaus-bueckeburg.de/ und auf den Social-Media-Kanälen mehr über das Projekt erfahren. Und natürlich sind Spenden absolut willkommen.

Wer spenden möchte, kann auf folgendes Konto überweisen:

IBAN: DE47 2559 1413 0015 4067 00

BIC: GENODEF1BCK

Verwendungszweck: Spende.

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