Ein Mann ist keine Altersvorsorge: Warum finanzielle Unabhängigkeit für Frauen so wichtig ist
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Jährlich kommt eine Renteninformation ins Haus geflattert, doch gerne verschwindet sie schnell in einer Schublade. Doch gerade für Frauen lohnt sich eine frühzeitige Planung der zukünftigen Altersversicherung. Kinderzeiten, Teilzeitbeschäftigungen und Minijobs wirken sich negativ auf die Rentenhöhe aus. Die große Mehrzahl der westdeutschen Frauen erhält im Alter eine Armutsrente unterhalb von mtl. 600 Euro. Die Altersrenten für ostdeutsche Frauen liegen im mtl. Durchschnitt um 850 Euro. SHG-Aktuell.de hat Juliane Rohlfing von der „Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft im Weserbergland“ dazu befragt. Zu ihr kommen Frauen nach einer langen Erziehungsphase, um wieder in eine berufliche Tätigkeit zu gelangen oder beispielsweise nach einer Trennung. Oft stehen die Frauen beruflich wie auch finanziell vor einigen Schwierigkeiten.

Juliane Rohlfing, Projektleiterin der Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft im Weserbergland.

SHG-Aktuell.de: Ist absehbar, wie sich die Situation für Frauen entwickelt, die heute zwischen 30 und 50 Jahre alt sind?

Rohlfing: Die große Gruppe der „sogenannten“ Babyboomer, die jetzt älter als 50 sind, sind zwar zunehmend erwerbstätig, aber oft in Teilzeit oder sie arbeiten in „Minijobs“. Das macht sich in der Rente bemerkbar. Minijobs sollten nur eine Zeitlang und zum Start in das Berufsleben nach der Erziehungspause für die Frauen gelten. Eine existenzsichernde Integration in den Arbeitsmarkt ist gerade im Alter sehr wichtig. Es braucht einen Bewusstseinswandel bei Frauen und Männern, die Auswirkungen auf die Rente in der Berufsplanung nach der Familienphase nicht aus den Augen zu verlieren. Gerade Frauen sollten sich hier gut und unabhängig aufstellen Ich vermute, dass sich da noch was tut und dafür gibt es unsere Infoveranstaltung in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Schaumburg und der VHS Schaumburg zu der wir ganz herzlich die Frauen in Schaumburg einladen. Denn gut informiert macht sich im Alter bezahlt.

Warum ist das Thema Altersvorsorge bei Frauen oft so schwierig?

Rohlfing: Aus der Beratung erlebe ich, dass viele Frauen Entscheidungen im hier und jetzt und für die Familie treffen. Mit 30 ist das Leben noch unendlich und das Alter ist irgendwo „da hinten“ noch gar nicht greifbar. Viele denken sich: „Ich arbeite und verdiene sehr gut, ich zahle in die Rentenkasse ein, das wird schon.“ Und dann geht aber das Leben einen individuellen anderen Weg. Wenn die ersten Kinder kommen, ist es weiterhin noch vorrangig die Frau, die beruflich ihre Arbeitszeit reduziert oder für eine oft zu lange Zeit gar nicht mehr erwerbstätig ist. Bei einigen kommen dann locker zehn Jahre zusammen, in denen sie aus dem Beruf raus sind.

Und was ist mit den Alleinerziehenden?

Rohlfing: In der heutigen Zeit muss Frau damit rechnen, dass nicht jede Ehe hält und dann sieht es für die alleinerziehende Frau oft am schlechtesten aus. Wenn die Frau dem Mann viele Jahre zu Hause den Rücken frei gehalten hat und dann um die Fünfzig nach einer Scheidung nochmal ganz von vorne anfängt, wird es nicht leicht.

Wieso, sie bekommt doch Unterhalt oder?

Rohlfing: Wenn die Kinder noch unter 18 sind, ja, aber was ist dann? Frauen haben in einer Trennung nun mal das größere Risiko, in die Altersarmut zu steuern. Sie arbeiten weniger durch die Erziehungszeiten, ihre Arbeit wird oft geringer bezahlt als die von Männern und oft finden sie gar keinen Wiedereinstieg und bleiben dann zuhause. Das ist dann, wenn sie nun plötzlich alleinerziehend werden, ein echtes Manko.

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Aber sie haben doch dann ihren Mann, oder?

Rohlfing: Man sollte sich aber nicht auf den Ehemann verlassen, sondern an sich selber denken und sich unabhängig aufstellen. Frauen sollten wirklich mehr für sich selber einstehen.

Was kann Frau tun?

Rohlfing: Wir informieren und klären auf. Ich kann jeder Frau, egal in welchem Alter, wirklich unsere Veranstaltung ans Herz legen. „Altersvorsorge von Frauen“ am 5. November in Stadthagen – Gut informiert macht sich im Alter bezahlt. Die Teilnahme ist kostenlos in der Zeit von 10:00 – 12:30 Uhr im Kreishaus in Stadthagen möglich.

Wie wirken sich Kindererziehungszeiten und Teilzeitarbeit auf die Rentenhöhe aus? Was kann ich tun, um im Alter versorgt zu sein? Welche zusätzlichen Altersvorsorgemöglichkeiten gibt es in der gesetzlichen Rentenversicherung? Diese und weitere Fragen, wird Christine Petry von der Deutschen Rentenversicherung in ihrem Kurzvortrag gerne beantworten. In Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Schaumburg und der VHS Schaumburg.

Um eine Anmeldung wird gebeten unter: Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft im Weserbergland, Klosterstr. 26, 31737 Rinteln, Telefon: 05751 89 02 136 oder kostelle-weserbergland@landkreis-schaumburg.de.

Das Interview führte Sandra Kossendey.

Über die Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft im Weserbergland

Die Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft im Weserbergland wird aus Mitteln des Landes Niedersachen und des Europäischen Sozialfonds (ESF) sowie aus Eigenmitteln der Landkreise Hameln- Pyrmont, Holzminden und Schaumburg gefördert. Projektträger ist der Landkreis Schaumburg.

Ziel des Projektes ist es Frauen im Wiedereinstieg oder in Umbruchphasen ihres Lebens eine Unterstützung und Anlaufstelle zu ermöglichen, den im Weserbergland ansässigen Unternehmen Unterstützung bei der Verbesserung von Rahmenbedingungen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu bieten. Die Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft im Weserbergland fördert durch Einzelberatungen, Informationsveranstaltungen und Qualifizierungsmaßnahmen die berufliche Gleichstellung von Frauen und ihre existenzsichernde Integration in das Erwerbsleben. Sie verbindet die regionale Wirtschaft und den Arbeitsmarkt mit den im Weserbergland lebenden Frauen und setzt sich für eine familienfreundliche Unternehmenskultur ein.
Weitere Informationen zu den Angeboten der Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft im Weserbergland sowie die Möglichkeit zur Newsletter-Anmeldung unter: www.frau-wirtschaft-weserbergland.de

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