Mitglieder der SPD-Kreistagsfraktion haben auf ihrer Sommertour den „Patienten“ Wald besucht und sich während einer Wanderung durch den Bückeberg von Forstamtsleiter Lothar Seidel über den Gesundheitszustand des Waldes unterrichten lassen.
Die Auswirkungen durch „Kyrill“, „Friederike“ und die Dürre sind auch für einen Laien erkennbar. Durch die außergewöhnlich hohen Temperaturen und das sehr hohe Niederschlagsdefizit im Sommer 2018 haben sich bislang nicht vorgekommene Populationsdichten von Borkenkäfern aufbauen können. Vor allem befallene Fichten sterben im großen Umfang ab.
In bewirtschafteten Wäldern ist diese Entwicklung gefährlich, weil sie zum einen zu ökonomischen Schäden für die Waldbesitzer führt, aber auch für längere Zeit die Schutz- und Erholungsfunktion des Waldes beeinträchtigt. Es gehört zu den Grundpflichten der Waldbesitzer, tierische und pflanzliche Forstschädlinge rechtzeitig und ausreichend zu bekämpfen. Die betroffenen Bestände sind abzulaufen, die Fichten auf Befall hin zu untersuchen, zu markieren, schnell zu fällen und das Holz abzufahren.
„Wir sind ein Vorzeigebetrieb, man schaut auf uns“, betont Lothar Seidel stolz. Das Kreisforstamt Spießingshol sei innerhalb Niedersachsens einzigartig; denn von 37 Landkreisen verfüge nur Schaumburg über ein eigenes Forstamt. Mit seiner Gesamtbetriebsfläche von rund 3.400 Hektar ist das Kreisforstamt der größte kommunale Forstbetrieb in Niedersachsen.
„Unser Leitbild bei der Waldbewirtschaftung ist der ‚Dauerwald'“, erläutert Seidel. Man verzichtet völlig auf Kahlschläge. Seit 2018 habe man freiwillig keine Fichten mehr gefällt, sondern nur wegen Windbruchs und der Borkenkäferkalamität. „Der Wald ist keine Spielwiese für Ad-hoc-Entscheidungen“, betont Lothar Seidel.
So hält er auch nichts davon, „Fichten mutwillig abzuholzen und einen Mischwald zu schaffen“. Die Dürre mache allen Bäumen Probleme, aber der Fichte noch verstärkt. In einem Mischwald ließen sich Negativeinflüsse eher ausgleichen. „Aber bei Orkanen wie Kyrill fallen auch Eichen um“!
Der Leiter des Kreisforstamtes ist überzeugt, „dass sich Ökonomie und Ökologie vereinbaren lassen und spricht sich für ein weltweites konsequentes Aufforsten“ aus. Seidel ist dankbar für eine starke Rückendeckung und Unterstützung beim Landkreis, „der nicht die monetären Interessen unbedingt in den Vordergrund“ stellt. (pr/Foto: pr)